Anything Goes???

Emmi (u.) mit ihrer Tochter "Fritzi"
Emmi (u.) mit ihrer Tochter "Fritzi"

Es versteht sich von selbst, dass sämtliche in Österreich unter dem Dach des Österr. Kynologenverbandes (ÖKV) und dessen betreffenden Rasse-Spezialclub, des Österr. Parson- & Jack Russell Terrier Clubs (ÖPJRTC), gezogenen Hunde strengen, vor allem die Gesundheit der im Zuchteinsatz stehenden Tiere betreffenden Auflagen erfüllen müssen. Eine erschöpfende Darstellung dieser Gesundheits- bzw. DNA-Unbedenklichkeitsatteste, die allesamt dem Zuchtreferat des Rasseclubs vorzuliegen haben, finden Sie hier. Die FCI/ÖKV-Ahnentafel eines Rassehundes ist also bei weitem mehr als der Abstammungsnachweis des Tieres oder gar eine Dekadenz, die man sich mal eben so leistet. Sie ist allem voran der Nachweis, dass der Hund nach bestem Wissen und Gewissen nach jederzeit überprüfbaren Krtiterien gezüchtet wurde und die Elterntiere derart ausgewählt wurden, dass die Nachfahren aus dieser Verpaarung frei von sämtlichen bei dieser Rasse bekannten, vererbbaren, also genetisch bedingten Krankheiten sind.

 

Großmutter mit Drahthaar-Foxterrier „Alraune von der Pleissenburg“ in den 1930ern
Großmutter mit Drahthaar-Foxterrier „Alraune von der Pleissenburg“ in den 1930ern

Kindheit und Jugend verbrachte ich mit einem roten, bis ins hohe Alter in jagdlichem Einsatz stehenden Kurzhaardackel „Felix von der schwarzen Perle“ (1975-1994) und den immer wieder kehrenden Erzählungen einer sich in den 1930er Jahren im Besitz der Urgroßmutter befindlichen Drahthaar-Foxterrier-Hündin "Alraune von der Pleissenburg", *Raunzi*.

 

Die Urgroßmutter, die bis Ausbruch des Krieges selbst erfolgreich Drahthaar-Foxterrier züchtete, hinterließ mir ihr Zucht-Credo, von dem sie, wie man mir stets versicherte, kein einziges mal abwich: In der Zucht müsse es um Ergänzung und nicht um Verdopplung gehen. Wer nur das ohnehin Vorhandene verdopple, erhält am Ende zu viel desselben, insgesamt jedoch bedeutend weniger als derjenige der stets das ganze Bild vor Augen hätte und dieses durch Ergänzungen zu vervollständigen suche.

 

Wasser als Passion
Wasser als Passion

Als sich meine Lebensumstände derart entwickelt hatten, dass realistischerweise daran zu denken war endlich einen eigenen Hund zu halten, begab ich mich auf die Suche nach einem Züchter in Österreich, der sich idealerweise auf die Zucht einer klassischen englischen Arbeitsterrier-Rasse spezialisiert hatte und mit dem klaren Fokus des Erhalts der Arbeitsfähigkeit der jeweiligen Rasse auch unmissverständlich deutlich voran trieb. Herz wie Verstand standen damals gleich weit offen für einen Russell- als auch einen Drahthaar-Fox-Terrier.

 

Gemäß Rassestandard sollten beide Rassen sehr temperamentvolle, mutige und selbstbewusste „Sportsmen“ sein, die niemals aus eigenem Antrieb Raufhändel anzetteln: trotz hoher jagdlicher Passion zugleich angenehme Familienhunde. Was von den FCI-anerkannten Foxterrier-Züchtern 2005 angeboten wurde, hatte mit dieser ursprünglichen Rassebeschreibung kaum mehr etwas gemein. Der Drahthaar-Foxterrier, der uns heute auf Ausstellungen mit bedenklich verkürztem Rückgrat, massiv verlängerten, spitz zulaufenden Schädel mit wuchernder Gesichtswolle für das á la mode-Styling mit langem Drosselbart durch Haarsprayschwaden hindurch begegnet, hatte nichts mehr mit dem passionierten Arbeitsterrier gemein, der als solider Jagdgehilfe gern geführt wurde. Auffallend ist dennoch, dass der frühe Drahthaar-Foxterrier dem heutigen Parson Russell Terrier sehr ähnlich ist.

 

Aus dem jagdlichen Gebrauch ist dieser einst beliebte „Klassiker“ unter den Jagdterrier-Rassen aufgrund einer ausschließlichen Fixierung auf rein äußerliche Mode-Merkmale und gleichzeitiger Vernachlässigung der so wichtigen Wesenseigenschaften beinahe vollständig verschwunden. Löbliche Ausnahmen bestätigen diese Regel – aber genetische Vielfalt sieht anders aus. Wesentlich besser stellt sich die Situation immer noch beim Parson Russell Terrier dar, dessen Züchter hoffentlich durch das Schicksal des Drahthaar-Foxterriers ein für allemal gewarnt wurden. Doch auch hier beginnen sich verhängnisvolle Modetendenzen einzuschleichen. Dennoch machen sich verstärkte Bemühungen mancher Züchter bemerkbar, diese Rasse auch in Kontinentaleuropa als intelligenten vglw. leicht zu führenden Gebrauchshund mit guter jagdlicher Passion zu etablieren. An diesen Bemühungen möchten wir einen Beitrag leisten. Der Parson Russell Terrier ist in der Jagd ein „big dog in small package“, hat längst und zu Recht seine begeisterten Anhänger gefunden und überzeugt auch Skeptiker durch hohe Intelligenz und bestechende Leistungen. 

Easy Livin' Anything Goes - *Easy* (Foxwarren Tomass x Candy v. Valentino Rossi)
Easy Livin' Anything Goes - *Easy* (Foxwarren Tomass x Candy v. Valentino Rossi)

Den oft missverstandenen, zum markigen Slogan degradierten Spruch „Anything Goes“ des Wissenschafts-theoretikers und Philosophen Paul Feyerabend las ich stets als Ermunterung, den Machtansprüchen etablierter Theorien mit Skepsis zu begegnen. Feyerabend war studierter Physiker und agierte stets auf dem Boden der Rationalität. Eine „empirische“ Theorie zu verfolgen, dürfe ihm zufolge niemals bedeuten, den Blick zu verengen und die immer notwendig ergänzenden Ansätze auszuschließen. Ein Ausschluss von Alternativen verenge die Welt und führe in Sackgassen – kurz: basiere auf unwissenschaftlichem Denken. Die Allgemeine Systemtheorie fordert „Unity through Diversity“ (eine Einheit der Vielfalt). Diese Überlegungen müssen meiner Ansicht nach umso mehr tragende Säule jeder verantwortungsvollen Zuchtphilosophie sein, da Rassezucht per se eine genetische Reduktion und Engführung ist, die bereits im Ansatz der Idee der Vielfalt zuwiderläuft.

ANYTHING GOES !

Unsere Stammhündin Emmi inmitten ihrer Kinder Curby und Tally Ho!
Unsere Stammhündin Emmi inmitten ihrer Kinder Curby und Tally Ho!

Unsere Zucht fokussiert den Erhalt der typischen Eigenschaften des Parson Russell Terriers (bzw. Britischen Jack Russell Terriers, der NICHT zu verwechseln ist mit dem hierzulande stark vertretenen niederläufigen Jack Russell Terrier australischen Typs) an: Der von den relevanten Dachverbänden zu Recht geforderte Nachweis der genetischen Unbedenklichkeit einer spezifischen Verpaarung hinsichtlich bei dieser Rasse oder bei Terriern allgemein gehäuft auftretenden Krankheiten wie Katarakt, PLL, erbliche Taubheit, Patellaluxation und zweier Ataxie-Formen, ist unverzichtbar.

 

Meine Zuchtauswahl orientiert sich an einer solide zuverlässig jagdlichen Brauch- und Einsetzbarkeit und v.a. einem Russell-Terrier-typischen untadeligen, ausnehmend freundlichen sozialen Wesen der Hunde. Über Schönheit lässt sich vortrefflich streiten und doch könnte man sie dort, wo sie vorhanden ist, niemals ausreichend glaubwürdig leugnen ;-). Sie liegt im Auge des Betrachters und richtet sich unserer entschiedenen Meinung nach NICHT nach sich willkürlich ändernden Geschmacksvorgaben des Hunde-Show-Business. Konsequenterweise sind wir nicht geneigt züchterische Kompromisse einzugehen, die auch nur ansatzweise das Wesen der Hunde verändern könnten, oder dazu angetan wären, allgemein zu beobachtende Modeerscheinungen (immer wieder gerne: die Zucht rein weißer Hunde, oder, neuerdings stark als "hipp" zu beobachten: die Zucht schwarz-weißer Hunde) zu bedienen. Wir dürfen kurz daran erinnern:

 

He likes his twelve inch at the shoulder

tricolour or brown and white

A chest you can span

wont bite woman or man

and he doesn't want one that will fight

 

Selbstverständlich verpaare ich ausschließlich Hunde, die ich persönlich kennengelernt habe und die mich nicht nur von ihrem unvergleichlichen, typischen "sportsmen"-Charakter, sondern definitiv auch optisch überzeugen. Aus meiner Zucht erwarte ich wesensfeste, typvolle, arbeitsfreudige, eher lebhaft gezeichnete und nach bestem Wissen und Gewissen gesund ge- und erzogene Parson Russell Terrier, die als wahre "Allrounder" ihren zukünftigen Familien fröhliche und unkomplizierte Gefährten bei allen Aktivitäten, eben auch vorzugsweise dem jagdlichen Einsatz, schlicht: in allen Lebensbereichen sind – Anything Goes!